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Talking with oneself

8. Februar – 29. März 2025

Andrew Rumball

(c) Ingar Krauss

Eröffnung: Freitag, 7. Februar 2025, 18 Uhr
Finissage: Samstag, 29. März 2025, 15 Uhr

 

`Talking with oneself` (deutsch: mit sich selbst reden) ist eine Installation und ein Netzwerk in sich. Es offenbart durch unsere Teilhabe Gefühle von Verwundbarkeit in Verbindung damit, uns anderen gegenüber zu öffnen. Die Ausstellung betrachtet heutige Netzwerkstrukturen, persönlich und professionell, die oft auf digitalen Parametern basieren und über Online-Plattformen funktionieren. Ohne Körperlichkeit, Raum und Zeit scheinen die Foren digitaler Netzwerke grenzenlos. Jedoch verlangt die Digitalisierung einen Akt des Vertrauens vonseiten des Nutzenden. In der virtuellen Welt erfolgt kein Handschlag, kein Austausch von Visitenkarten. Stattdessen geben wir beim Sprechen in eine Leere eine Art Vertrauensbekenntnis ab. Dieser Sprechakt ist ebenfalls losgelöst von sinnlichen Grenzen und in der virtuellen Welt jederzeit für alle verfügbar.

Obwohl wir ein Bild auf Social Media posten, eine Email senden, eine digitale Plattform nutzen und mit der ganzen Welt kommunizieren, ohne eine physische Resonanz, eine Antwort, eine Bestätigung von anderen, könnten wir genauso gut mit uns selbst sprechen.

Beim Betreten der Galerie empfängt uns die titelgebende Installation, die die gesamte Ausstellung bildet und bis in den hinteren Teil hineinreicht. Sie kombiniert drei Hauptelemente: eine Portraitserie, Verbindungspfosten und das Agieren der Besuchenden, die sich mit dem Netzwerk, als das die Arbeit selbst fungiert, auseinandersetzen. Das Projekt spiegelt die grundsätzliche Arbeitsweise Rumballs, der vor allem mit dem Medium der Photographie arbeitet. Dabei nutzt er die Materialität eines physischen Abzugs. Er integriert diesen durch Anerkennung seiner Körperlichkeit in einen skulpturalen Kontext und macht ihn so zu einem Objekt. In dieser Installation rufen Portraits aus Andys eigenen Netzwerken, dem persönlichen, dem professionellen und dem im Entstehungsprozess dieses Werks neu gewachsenen, von den Wänden der Galerie und versuchen, mit den Besuchenden Kontakt aufzunehmen. Als ginge es um Berührungspunkte spannen Betonpfosten Kontaktfäden zu den Betrachtenden, die dazu aufgefordert sind, sich physisch einzubringen, indem sie ihre eigenen Worte in das offene Forum und Kommunikationsnetzwerk werfen. Aber werden ihre Stimmen gehört? Werden ihre Worte gelesen? Sind wir bereit diese Verbindung einzugehen, uns auf diese Weise zu exponieren, diesen Glaubensakt zu vollziehen? Wird umgekehrt unsere Stimme (an)erkannt? Die Installation entwickelt sich zu einem Geflecht zwischen Künstler und Betrachtenden, zwischen greifbaren und virtuellen Knotenpunkten. Sie ist selbst eine Vermittlerin verschiedener Netzwerke.

Die Installation soll als Netzwerk zwischen dem Künstler und dem Publikum funktionieren, gleichzeitig zwischen den verschiedenen Materialien und der Zeit. Der Einbezug des Publikums, die geschriebene Nachricht und die Aktion des Werfens bilden eine Brücke zwischen Künstler und Publikum. Betrachtende werden Teil dieses Netzwerks, jedoch gibt es keine Garantie auf eine Antwort. Die verfehlten Papierkugeln bleiben als verlorene Kommunikation auf dem Boden der Galerie zurück - das widerhallende Geräusch des zerknüllten Papiers beim Treffen des Kabels verliert sich in den Ohren der Toten. Die Installation fragt, bis zu welchem Punkt wir darauf vorbereitet sind uns anderen gegenüber zu öffnen und wo unsere persönlichen Grenzen liegen.