Die türkische Künstlerin Gözde Güngör beschäftigt sich in ihrer Video-Performance Keyif Pezevengi cooks (2021) mit dem Anrecht auf Freizeit und das Vorrecht, „freie Zeit” zu haben. „Keyif Pezevengi” ist ein türkisches Sprichwort und wird verwendet, um eine Person zu beschreiben, die ihre Zeit damit verbringt, dem Vergnügen und dem Luxus zu frönen anstatt sich um Praktisches zu kümmern. Eine Figur, die dem „Lotosesser" in der griechischen Mythologie ähnelt. Als Künstlerin, deren „Heimat"jenseits des Schengen-Raums liegt, ist Gözde Güngör aufgefordert, ihre Leistungsfähigkeit und Produktivität für den Erhalt eines Künstlervisums nachzuweisen, um in Ländern wie Deutschland bleiben zu dürfen. Aus diesem politischen Zwang heraus reflektiert sie den Glauben an Arbeit als gemeinschaftsbildende und Sicherheit gewährende Tätigkeit und die Rolle der Zwecklosigkeit bzw. Faultätigkeit als Teil der künstlerischen Produktion.
Gözde Güngör wurde in Istanbul geboren und lebt in Berlin. Sie beschäftigt sich mit Themen wie „Scheitern" und „conditio humana". Sie setzt unbewegte und bewegte Bilder, Texte und performative Aktionen ein, um ihre Geschichten zu erzählen, wobei die Kritik stets im Mittelpunkt ihrer Praxis steht. Sie absolvierte ihr Studium im Institut für Kunst im Kontext an der UdK in Berlin mit dem Schwerpunkt: Künstlerische Forschung (M.A.) und ist die Gründerin von „Back to the Cave Comedy". Sie ist Mitbegründerin und Mitglied von „ArtUp Nation" - einer Gruppe von Kreativen, die einen Accelerator für KünstlerInnen betreiben. Ihre Arbeiten wurden bereits in der Akademie der Künste, der Transmediale und der nGbK ausgestellt.