15. Oktober - 17. Dezember 2022
Eröffnung: Freitag, 14. Oktober 2022, 18 Uhr
Eröffnungsrede: André Stahl, Bürgermeister der Stadt Bernau
Laudatio: Ingeborg Ruthe
Musik: Jürgen Becker, Saxophon
Begleitveranstaltung: Samstag, 10. Dezember 2022, 16 Uhr
Die GALERIE BERNAU sieht es als ihre Aufgabe Künstler*innen aus der Region zu fördern. Mit ihrem speziellen Ausstellungsprojekt richtet die Galerie gezielt einen Raum für diese lokale Förderung ein. In Zusammenarbeit mit dem lokalen Partner Förderkreis Bildende Kunst e. V. werden Künstler:innen aus dem Verein und aus dem Bernauer Umfeld zu einer Präsentation ihrer Werke in einer Gruppenausstellung eingeladen. Dadurch werden verstärkt auch Künstler:innen aus der Region sichtbar und gleichzeitig wird ein Überblick über die künstlerische Viefalt Bernaus geboten. Diese Kooperation ist ein Pilotprojekt nach der Neuausrichtung des Vereins und wird bei Erfolg Eingang in zukünftige Jahresprogramme der Galerie übernommen. Mit diesem Kooperationsprojekt besinnt sich die Galerie auf ihren Gründungsgedanken “im Spannungsfeld von regional und global” zurück. Künstler:innen aus aller Welt – von ganz nah und von fern – sollen sich hier präsentieren können.
(en)
GALERIE BERNAU sees it as its mission to promote artists from the region. With its special exhibition project, the gallery specifically sets up a space within which to do so. In cooperation with the local partner Förderkreis Bildende Kunst e. V., artists from the association and from the Bernau area are invited to present their work in a group exhibition. This will increase the visibility of artists from the region and at the same time provide an overview of the artistic diversity of Bernau. This cooperation is a pilot project after the reorientation of the association and, if successful, will find its way into future annual programs of the gallery. With this cooperation project, the gallery returns to its founding idea "in the area of tension between regional and global". Artists from all over the world - from near and far - should be able to present themselves and their work in the gallery.
Jörg Möller, „Restlicht“, 2019-2022
„Restlicht“ ist ein Stromern in der Dunkelheit - der Moment, wenn sich die Augen langsam an das Nichts gewöhnen. Was steckt hinter dem Nichts? Jörg Möller findet es heraus. Der studierte Fotograf und Meisterschüler lässt dem Restlicht genug Zeit, um auf das Filmnegativ zu wandern und Konturen, Schatten künstlerisch zu vereinnahmen. Der zweifache DAAD Stipendiat ist auch sensibel genug, um genau diesen einen Punkt über dem Grauschleier zu finden, diesen einen Hauch, der auf dem Foto etwas offenbart, dass wir auch beim langen Starren in die Dunkelheit vergeblich suchen. Hier wie dort heißt das „Empfindlichkeit“. So werden Möllers Arbeiten zum Dialog - ein Gespräch zwischen Negativ und Künstler, zwischen fertigem Print und Betrachtenden. Manchmal wird auch das Negativ zum Ausstellungsstück - das ist der Aussage, der Schönheit geschuldet und dem freudigen Impuls, der Neugier zu folgen und die Entdeckung mit anderen zu teilen. Jörg Möllers Arbeiten laden ein, den Schritt ins Dunkel zu wagen und Neues im Raum und an sich zu entdecken.
Josie Rücker, “7 Tage”, 2022
So eine Depression kommt und geht wie eine Grippe. Schwer zu steuern. Mittendrin kommt der Gedanke, es hört nie auf. Erst im Nachhinein gibt es Vermutungen, warum sie anrollte und wie arg der Ausbruch war. Josie Rücker (geb.1970, lebt und arbeitet in Wandlitz / Basdorf) ist Künstlerin, Fotografin und Kamerafrau. In der Galerie Bernau keineswegs unbekannt, nähert sie sich hier mit ihren gestalterischen Mitteln einem sehr persönlichen Thema. Ziel ist es, den Bildern und Tönen, die kommen, wenn es dunkel wird im Geiste, Raum zu geben. Black Box eben. Rücker, die an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin Kamera studierte und als Fotografin und Filmemacherin arbeitete, kehrt in der Videoarbeit „7 Tage“ das Innere nach außen - nicht ohne selbst zu fragen: „Kennen wir uns?“ Die Texte, die als Off-Stimme in den Videos zumeist zu hören sind, sind entstanden, als sie an einem Buch arbeitete über die Geschichten jüdischer Zeitzeugen, die als Kinder aus Deutschland flohen in den 1930er Jahren.
Micha Winkler, “Camera Obscura”
„Mit Freuden darf ich verkünden, dass ich einer der vier Preisträger des 19. Brandenburger Kunstpreises 2022 bin.“ schrieb Micha Winkler (*1958-†2022, lebte und arbeitete in Berlin und Bernau) auf seiner Webseite. Dieser Preis war ein neuer Meilenstein in Winkler's jahrzehntelanger künstlerischer Auseinandersetzung mit gesellschaftlichem Leben; allgemein und sehr konkret. Er verstehte es, Momente im Alltag einzufangen und sie zu stilisieren, so dass sie für ganze Generationen (Punk, Jazz), für ein Land (Reisefotografie) oder für eine Epoche (DDR-Alltag) stehen können. Der Brandenburgische Kunstpreis 2022 ging hier an jemanden, der sich nicht für den Kommerz verbiegte und gleichwohl hoch professionell arbeitete. In „Camera obscura“ drehte Winkler, der seine Ausbildung an der Spezialschule für Fotografie in Berlin-Mitte absolvierte, die Perspektive um. Nicht nur, dass das Bild bei der Lochkamera, die über ein winziges Loch Licht auf das Fotomaterial einlässt, kopfüber entsteht - das Foto selbst wird arrangiert durch die Bewegung vor der Linse, durch die lange Belichtungszeit - der Fotograf Winkler hat hier nicht alle Parameter unter Kontrolle wie sonst. Es bleibt ein überraschender Moment, der zu neuen Seheindrücken führt. Micha Winkler, der stets und voller Überzeugung auf die analoge Fotografie setzte, ging mit „Camera Obscura“ zurück auf die ursprüngliche Bedeutung seines Mediums „Foto-graphie“ - „Malen mit Licht“.
Text: Josie Rücker